Jeder kennt sie - freigestellte Produktbilder mit weißem Hintergrund, welche bei der Masse an Artikeln absolut zweckmäßig und effizient sind.
Dem Kopf reicht es, um sich einen ersten Eindruck vom Produkt zu machen, aber da wir mit Herzen bei der Sache sind, wollen wir genau diesen Emotionen auch ein wenig Futter geben.
Und damit sind wir auch direkt bei unserem heutigen Thema "Toyphotogarphy" - die etwas andere Art der Produktfotografie.
Ich habe gar keine Kameraausrüstung!
Brauchen wir auch gar nicht, denn heutzutage hat so ziemlich jeder Mensch eine kleine und leistungsfähige Kamera in Form des Smartphones in der Hosentasche - Videos und Fotos - alles in einer Hand.
Wer dennoch etwas tiefer in die Materie eintauchen möchte, sollte beim Kauf der Kamera darauf achten, dass es zumindest einen manuellen Modus gibt. Zusätzlich ist ein stabiles Stativ und ein Fernauslöser immer eine Empfehlung für den Anfang. Grenzen nach oben gibt es, wie bei Collectibles, fast nicht.
Los geht's!
Wir haben uns für diesen Beitrag mal einen Ankylosaurus aus der "Hammond Collection" von Mattel aus dem Studio geschnappt.
Warum ein Dino? Dinosaurier gehen immer und sind eine klasse Abwechslung zu Actionfiguren und Statuen aus den bekannten Franchises. Außerdem sieht der kleine Kerl verdammt gut aus!
Die Wahl der Location hängt immer ein wenig von persönlichen Vorlieben ab - da das Wetter einfach super ist und Bewegung gut tut, ging es für das Shooting mal raus.
Ein ehemaliger Steinbruch war der auserkorene Ort, welche neben einer perfekten prähistorischen Kulisse auch eine gewisse Ruhe mit sich brachte. Denn an eines muss man sich definitiv gewöhnen, sobald man mit Spielzeug und Kamera bewaffnet in der Öffentlichkeit ist - die neugierigeren und verwirrten Blicke von Passanten. Im Idealfall lernt man auf diese Weise aber auch neue Menschen kennen, welche sogar selbst Sammler sind.
Also eine passende Stelle gesucht und Equipment aufgebaut. Und an dieser Stelle gibt es auch direkt zwei Empfehlungen, welche das Shooting einfacher gestalten:
- Spielt vorab, wenn möglich, mit der Figur! Auf diese Weise bekommt ihr ein Gefühl fürs Posieren und seht, welche Möglichkeiten euch die Figur bietet. Ist übrigens auch eine super Entspannungsübung
- Wie wir später noch sehen werden, legen wir bei den praktischen Effekten noch eine kleine Schippe drauf, weshalb es sich für die ersten Bilder lohnt, erstmal ganz normale Bilder der Figur zu schießen. So kommt man in den Arbeitsfluss und hat saubere Bilder.
Ein niedriger Kamerapunkt lässt unseren Ankylosaurus größer und realistischer aussehen und da wir mit Stativ unterwegs sind, können wir einen niedrigen ISO-Wert und längere Verschlusszeiten problemlos hinnehmen.
Allgemein ist es empfehlenswert nicht in der prallen Mittagssonne zu fotografieren, da wir durch das helle Licht sehr harte Schatten und ausgeblichene Farben haben. Ist bei einem Saurier nicht so schlimm, aber sieht bei einer bunten Anime-Figur ganz fürchterlich aus.
Wenn man den Zeitpunkt des Shootings nicht komplett beeinflussen kann, dann sollte man zumindest darauf achten, dass die Lichtquelle (Sonne) nicht frontal auf das Objekt scheint. Am Besten ist eine Platzierung von der Seite oder schräg über der Figur - dadurch werden Details, wie die Stacheln am Dino, noch besser sichtbar.
Für einen harmonischen Aufbau des Bildes kann man sich sehr gut an der "Drittel-Regel" orientieren und/oder drauf achten, dass der Fokus auf den Augen liegt.
All diese Grundregeln kann man später bewusst brechen, wenn man sie kennt - am Ende sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Und Action!
Unsere ersten Bilder sind nun im Kasten und nun wird es Zeit ein wenig Dynamik in die Fotos zu bekommen.
Das geht zum Beispiel unkompliziert über das Posing der Figur oder über die Nutzung der vorhandenen Elemente an unserem Fotospot.
Unser prähistorischer Begleiter gehört nicht zur beweglichsten Sorte also schnappen wir uns kurzerhand ein wenig Staub und wirbeln diesen im Moment des Auslösers auf.
Hier ist es absolut von Vorteil, wenn man einen Serienbildmodus mit Timer nutzen kann oder eine Begleitung dabei hat, welche sich um den Dreck kümmert während man selbst auslöst.
Die Kameraeinstellungen hängen stark vom vorhandenen Licht ab - da es sehr sonnig war genügten 105mm mit 6.3er Blende, ISO 800 und eine Verschlusszeit um die 1/1000 Sekunde.
Umso kürzer die Verschlusszeit, umso schärfer und detaillierter wirkt der aufgewirbelte Staub, welcher dem Gesamtbild einen gewissen Realismus verleiht.
Sieht schon besser aus als unser Standardproduktbild aus dem ersten Absatz, oder?
Ab unter die Dusche!
Was mit Staub ganz gut klappt, lässt sich auch auf andere Elemente wie Wasser adaptieren. Von den Einstellungen bewegen wir uns im selben Bereich wie bei unseren Staubexperimenten.
Aber auch hier lohnt sich das Experimentieren:
Wählen wir zum Beispiel eine längere Verschlusszeit, dann können wir das Wasser weichzeichnen und bekommen einen mystischen Effekt ins Bild. Das lohnt sich besonders bei bewegtem Wasser wie kleinen Bächen oder Pfützen.
Besondere Vorsicht ist natürlich geboten, denn Elektronik und Wasser sind nicht die besten Freunde. Und auch unser Ankylosaurus war nach dem Shooting leicht verschmutzt - da gilt es immer abzuwägen, ob man das Risiko, besonders in höheren Preisklassen, eingehen möchte.
Fazit
Es lohnt sich den Blick über den Tellerrand zu wagen und die Toyphotography für sich zu nutzen - sei es für das eigene Vergnügen oder um Content abseits des Mainstreams zu produzieren.
Aller Anfang ist schwer und gerne würden wir euch auch zukünftig mit nützlichen Tipps versorgen.
Anregungen und Feedback könnt ihr gerne an unseren Community Manager Patrick schicken:
patrick.pchalek@heo.com
Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heisst "...und Action!".
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